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Kann es dem jugendlichen Strafgefangenen Franz gelingen, nach der Flucht aus dem Gefängnis, seine Träume von Freiheit „draußen“ in die Realität umzusetzen?
Er stiehlt einen Motorroller, nimmt Andrea beim Trampen mit. Sie lernen sich näher kennen und verbringen eine kurze Zeit miteinander. Aber es will sich keine Liebesgeschichte nach üblichem Kinomuster einstellen. Vielmehr wühlt die Bekanntschaft mit Andrea all das auf, was er hinter sich lassen wollte. Seine Erinnerungen und Erfahrungen von früher, eben sein ganzes Schicksal . . .

Zur Entstehung:
Am Anfang stand der Traum, einen Film in 16 mm zu drehen, einen Film über Träume zu machen. Es entstanden in meiner Vorstellung Bilder von Rollerfahrten durch freie Landschaften, Bilder von Glück und Ausgelassenheit, Bilder von Franz, der seine Freiheit in dieser Bewegung und der Geschwindigkeit der Rollerfahrten erlebt. Aber mir war gleichzeitig auch klar, daß es kein easy rider Verschnitt werden sollte, der diese Form von Freiheit verklärt und idealisiert.

Und so wurde daraus ein s/w-Film, der mit diesen Bildern des Glücks sehr sparsam umgeht. Stand doch ein Schicksal im Hintergrund, das einfach nicht zuließ, eine Ausgewogenheit von Glück und Leid, von Freude und Traurigkeit darzustellen.

Franz ist keine erfundene Figur. Er sitzt zur Zeit in einer Jugendstrafanstalt in Deutschland seine Strafe ab. Durch mehrere Fluchtversuche, die alle scheiterten, ist sie auf jetzt insgesamt 5 Jahre angewachsen.
Mit 7 Jahren begann seine „Karriere". Franz hatte Angst vor den Schlägen seines Vaters, die er an die ganze Familie verteilte, wenn er abends betrunken nach Hause kam. Er klaute innerhalb einer Kinderbande mit seinen „sogenannten Freunden" Bonbons, Spielzeug, etc. Mit der Zeit wurde es immer mehr.

Als Franz 10 Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden. Seine Mutter ging wieder arbeiten, und Franz war zusammen mit seinem Bruder alleingelassen. Mit 15 Jahren stand er dann das erste Mal vor Gericht. Er bekam eine Auflage, im Zoo zu arbeiten. Das zweite Mal stand er wegen Diebstahl vor Gericht, diesmal erhielt er ein Jahr Jugendstrafe ohne Bewährung.

Wegen guter Führung wurde er bereits nach neun Monaten entlassen. Als er dann wieder zu seiner Mutter ziehen wollte, wurde er von ihr nicht mehr aufgenommen. Sein Vater hatte inzwischen wieder geheiratet. Er nahm Franz auf, aber als Stiefsohn, zudem ohne Arbeit, mußte diese Zeit nach nur drei Monaten schiefgehen. Er wurde zu 2 bis 4 Jahren Zuchthaus verurteilt, je nach Führung.

 

 

 

Als er sich nach seinem ersten Fluchtversuch den Behörden stellte, bekam er lediglich eine Ausgangssperre von drei Monaten! Beim zweiten Fluchtversuch wurde er jedoch polizeilich festgenommen. Seine auf der Flucht begangenen Straftaten kamen erschwerend hinzu, was ihm bei der neuen Verhandlung eine Gesamtstrafe von 4 Jahren und 8 Monaten einbrachte.
Dieser kurze Aufriß mag einen kleinen Einblick geben in eine Situation, die noch viel detaillierter beschrieben werden könnte. Ich konzentrierte mich in meinem Film auf das Innenleben von Franz, wie er mit seinem Schicksal, seiner Situation und seinen Schuldgefühlen zurechtkommt.

Mich interessieren im Innenleben eines Menschen jene Spuren, die nach außen nicht sichtbar sind, aber doch unübersehbar sind. Jene Zerstörungen, die manchmal weit zurückliegen, jene Gegebenheiten, die Franz verzweifeln lassen. Die Zerbrechlichkeit von Menschen hat tiefgreifende Wurzeln und die Gefahr, daß sie scheitern, daß sie scheitern müssen, ist groß.

Franz befindet sich, ganz objektiv gesehen, in einem Teufelskreislauf, aus dem es schwer ist, auszubrechen. Es geht nicht um Schuldzuweisung oder Urteile, ich will vielmehr zeigen, was die Oberfläche verdeckt. Und ein Verständnis wecken, das nichts mit sentimentalem Mitleid zu tun hat.

„Eingeschlossen" ist mein erster 16 mm-Film, der ohne Filmförderung oder Fernsehgelder als „no-budget"-Film produziert wurde, was nur durch das Engagement aller Mitarbeiter ermöglicht wurde.
Der Anspruch lag in der Produktion und Realisation einer einfachen und kleinen Geschichte, die trotzdem ein wichtiges Thema in den Mittelpunkt stellt. Trotz aller Schwierigkeiten, die sich in den verschiedenen Produktionsabschnitten stellten, enthält der Film Szenen und Bilder, die einen ersten Ansatz für mich darstellen, zu einer filmischen Ausdrucks-
weise zu gelangen, die Menschen und deren Gefühle in vorsichtiger und verständnisvoller Weise zeigen.

CHRISTIAN WAGNER