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      Friedlich schlängelt sich eine schmale Landstraße der Abendsonne 
        entgegen. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Kein "unnatürliches" 
        Geräusch stört die idyllische Ruhe. Da nähert sich plötzlich 
        ein Auto, stoppt mit quietschenden Reifen, aus der Beifahrertür fällt 
        ein "Menschenbündel" heraus, eine junge Frau: Zita. Der 
        Fahrer zerrt eine Reisetasche vom Rücksitz und fragt hart: "Ja 
        oder Nein?". Ohne die Antwort abzuwarten, schleudert er Zita die 
        Tasche entgegen, tritt aufs Gaspedal und verschwindet in einer Wolke aus 
        qualmendem Gummi und Abgasen hinterm Horizont. Im Straßengraben 
        krümmt sich Zita. Ihr billiger Aufzug ist zerfetzt, ihr Gesicht von 
        Prügel gezeichnet. Ein kroatischer Fluch, den sie dem davonrasenden 
        Auto hinterherschickt, verhallt in der Dämmerung, dann herrscht wieder 
        Ruhe.  
        Weit nach Einbruch der Dunkelheit erreicht Zita ein kleines Albdorf und 
        beschließt, völlig erschöpft, ihr letztes Geld für 
        eine warme Suppe im Gasthof "Adler" auszugeben. Das Wirtshaus 
        hat seine besten Tage längst gesehen. Die kärglich eingerichtete 
        Gaststube ist ziemlich heruntergekommen. Am Stammtisch sitzen ein paar 
        Bauern, die mißtrauisch von ihrem Bier aufschauen, als Zita hereinkommt 
        und sich an einen kleinen Tisch in der Ecke setzt. Am Tresen ist ein Schild 
        mit der Aufschrift "Aushilfe gesucht" befestigt. Zwischen zwei 
        Löffeln Suppe beantwortet Zita zögernd und in gebrochenem Deutsch 
        die mißtrauischen Fragen der verhärmten Wirtin. Und doch: sie 
        bekommt die Stelle. Die beiden Frauen arbeiten gut zusammen und entwickeln 
        allmählich Vertrauen zueinander. Außerdem lockt die Anwesenheit 
        der hübschen Fremden immer mehr Bauern in den Adler. Das steigert 
        den Umsatz. Zita erfährt, daß die Wirtin, Frau Hartinger, das 
        Lokal und die angegliederte kleine Viehwirtschaft alleine bewältigen 
        muß, weil ihr Mann, ein grober Tunichtgut, sich nur noch blicken 
        läßt, wenn er Geld braucht, um es anschließend in der 
        Stadt zu versaufen.  
        Eines Abends rast dieser Karl Hartinger mit seinem Auto in den Misthaufen 
        hinter dem Haus. Dann torkelt er in die voll besetzte Gaststube, beschimpft 
        seine Frau, kotzt in die Küche und bricht zusammen. Als Zita sich 
        angeekelt um den Bewußtlosen kümmert, öffnet er noch einmal 
        kurz die Augen und sein wäßriger Blick streift staunend das 
        unbekannte Gesicht. Am nächsten Morgen wankt der verkaterte Hartinger 
        in die Gaststube, wo Zita gerade putzt. Beim Anblick des schönen 
        Mädchens erwacht seine Gier. Er wird zudringlich, reißt ihr 
        die Bluse auf und beginnt sie zu küssen. Als Frau Hartinger später 
        von der Weide zurückkehrt, sitzt Zita nackt auf der Tischkante und 
        weint.  
        Erstaunlicherweise ändert sich der brutale Mann in der nächsten 
        Zeit. Er trinkt nicht mehr, engagiert sich auf dem Hof und in der Wirtschaft. 
        Kurz, er wendet eine ungeheure Energie auf, um in Zitas Augen liebenswert 
        zu erscheinen. Doch seine Frau kennt den Grund für die plötzliche 
        Leuterung nur zu gut und so kippt ihre anfängliche Sympathie für 
        Zita bald in offene Feindseligkeit um. Je mehr die junge Kroatin sich 
        von den rührend ungelenken Annäherungsversuchen des Wirtes beeindrucken 
        läßt, desto unerträglicher wird die Situation für 
        dessen Frau.  
      Eines Tages beobachtet die Wirtin im Kuhstall einen Flirt zwischen Zita 
        und ihrem Mann. Es kommt zum Eklat: Hartinger droht seiner Frau, sie totzuschlagen, 
        wenn sie sich seiner neuen Liebe in den Weg stellen wolle. Eine Zeit lang 
        versuchen die drei, sich zu arrangieren. Nach außen wird der Schein 
        gewahrt, obwohl das ganze Dorf über das Verhältnis des Wirts 
        mit seiner Magd Bescheid weiß.  
        Als dann eines Tages die Leiche der Wirtin Marie Hartinger in der Güllegrube 
        entdeckt wird, glaubt keiner an einen Unfall. Aber die Polizei findet 
        keine Mordspuren. Der Fall wird ad acta gelegt. Eigentlich könnten 
        Zita und Hartinger jetzt ungestört zusammenleben, doch für die 
        junge Frau, die den tumben Bauern nie wirklich geliebt hat, wird die Rolle 
        der Ersatzgattin immer unerträglicher.  
        Hartinger dagegen, von der Idee eines neuen Glücks berauscht, plant 
        alles für die gemeinsame Zukunft und macht Zita sogar einen Heiratsantrag. 
        Mit einem Mal steht unsere tragische Heldin in einem blütenweißen 
        Hochzeitskleid vor dem Schlafzimmerspiegel und betrachtet ungläubig 
        ihr Ebenbild. Wie konnte all dies geschehen?  
        Doch es kommt nicht zur Hochzeit ...  
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      STATEMENT DES DREHBUCHAUTORS  
        Bemerkungen zum Drehbuch 
        Obwohl die Geschichte epischen Charakter hat, sollte nur ein Kurzfilm 
        entstehen. Dafür mußte eine episodenhafte Erzählweise 
        voller Zeitsprünge gefunden werden. Momentaufnahmen in besonders 
        klaren Bildern, die dem Film trotz seiner erzählerischen Dichte die 
        notwendige Ruhe verleihen. Die Dialoge sollten äußerst karg 
        gehalten werden. Die Sprache ist eben nicht das Instrument, dessen sich 
        diese Menschen zur Lösung ihrer Konflikte bedienen. Entscheidend 
        sind die Brüche in den drei Hauptfiguren: Frau Hartinger haßt 
        ihren Mann nicht nur, sie hängt auch an ihm. Ihr Selbstmord wäre 
        ebenso plausibel wie ein Verbrechen ihres Mannes. Er, Hartinger, ist nicht 
        nur der egoistische Alkoholiker, sondern auch ein liebeshungriger Weichling 
        in brutaler Schale. Zita ist nicht nur das Opfer ihrer Umgebung. Sie läßt 
        Hartinger nicht nur aus Fatalismus gewähren, sondern auch, weil er 
        in ihrer aussichtslosen Situation eine Lebensperspektive darstellt. So 
        wird sie zur eigentlichen, "passiven" Täterin der Geschichte. 
        TITUS SELGE 
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